Freitag, 22. Mai 2009

Reis

(Reisangebot in Dhaka.)

Etwas ziemlich Wichtiges geht gerade in den Dörfern von Bangladesch vor sich. Während der Grisho-Jahreszeit (insgesamt kennt das Bangla-Jahr sechs Jahreszeiten) wird der erste Reis, das lokale Hauptnahrungsmittel, des Jahres geerntet. Bis zu drei Ernten im Jahr sind auf manchen Böden möglich, die Regel ist zwei. Im Dorf Nahora ziehen die Bauern zuerst kleine Stecklinge aus den Samen, die sie dann nach dreißig Tagen auf dem Feld ausbringen. Etwa 85 Tage brauchen die Pflanzen dann, gut bewässert, um auf den Feldern zu reifen. Seit vier, fünf Jahren benutzen die Bauern in Nahora überwiegend gentechnisch veränderte Hybrid-Samen (Hira, Moina, Jagoron, Sonar Bangla). Bei der Entscheidung dafür stand ganz klar die Steigerung der Erträge im Vordergrund. Die lokalen Sorten bringen 100 bis 120 Gramm pro Pflanze, die Hybridsorten immerhin bis zu 250 Gramm. In Anbetracht der Ernährungssituation, die noch immer nicht befriedigend ist und auch in der Zukunft ein Problem bleiben wird, fällt die Entscheidung gegen die lokalen Sorten natürlich leichter. Auch der lokale Bauer nimmt dann in Kauf, dass er jedes Jahr neues Saatgut braucht. Denn der Nachteil der Hybrid-Samen ist, dass man aus ihnen keine neuen Pflanzen ziehen kann.

Sind die Pflanzen etwa 25 Tage auf dem Feld, sprühen die Bauern mit einer Maschine (eine Art Rucksack) Pestizide auf die Felder, in Nahora zwischen drei und vier Kilo pro acre (ca. 4.000 qm). Das bleibt nicht ohne Folgen: das Abwasser der Felder fließt, verseucht mit Agro-Chemie, ungeklärt in die Flüsse des Landes, mit drastischen Effekten auf die Situation der Wasserversorgung. Selbst für die Bewässerung der Reisfelder wird Grundwasser benutzt, anstatt die immensen oberirdischen Wasserresourcen zu nutzen (weil diese eben durch landwirtschaftliche, industrielle und menschliche Abwässer weitgehend verseucht sind). Die Reis-Bauern in Nahora sind sich dessen zwar bewusst, sind aber eben existenziell vom Erfolg der Reisernte abhängig. Immerhin bleiben noch Hagel und Sturm als unkalkulierbare natürliche Faktoren, die ihre ganze Ernte zerstören können.

(Abgeerntetes Reisfeld in Nahora.)


(Ein Reisbauer in Nahora schneidet mit einer Sichel die Reispflanzen.)


(Nach der Ernte werden die Reiskörner in der Sonne getrocknet.)



(Mit einem Lüfter wird die Spreu vom Reis getrennt.)

Übrigens habe ich Azad mal die Dokumentation "We feed the world"mitgegeben, um sie in seinem Dorf zu zeigen. Leider konnte ich nicht dabei sein und es ist alles auf Deutsch. Von den Bildern her waren die Bauern aber von der Maschine, die industriell Hühner zerlegt, beeindruckt. Irgendwelche moralischen Bedenken hatten die, mit denen ich mich unterhalten habe dabei nicht. Wenn das Geld da wäre, würden sie sich sofort so ein Ding anschaffen. "Wieviel einfacher wäre dann alles?", schwärmen sie.


http://www.daskochrezept.de/rezepte/reis/

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