Mittwoch, 29. Juli 2009

Regen

(Regen in Dhaka.)

Die schlimmsten Niederschläge seit 53 Jahren sind über Dhaka niedergegangen. Ohne dass ich einen Vergleich hätte, kann ich sagen, dass ich soviel Wasser von oben noch nicht erlebt habe. Im Büro war es einsam, dafür waren wir drei Stunden damit beschäftigt, unser Appartment trocken zu kriegen. Ja, es ist eigenartig morgens als erstes in eine Pfütze zu treten. Eher schlecht gelaunt war ich, als ich festgestellt habe, dass in der ganzen Wohnung drei Zentimeter Wasser stand. Für den Weg zur Arbeit hätte ich lieber ein Boot nehmen sollen (was durchaus möglich gewesen wäre). Nach dem zweiten Tag Regen in Folge, war ich dann doch etwas besorgt, leben wir doch nur etwa 100 Meter entfernt von einem See.




(Drei Bilder: Fluten in Gulshan am Mittwoch.)

Da das Abwassersystem schon unter normalen Bedingungen überfordert und leicht verstopft ist, kann es so eine Menge an Wasser erst recht nicht verkraften. So brach der Vekehr zusammen, Leute blieben in ihren Wohnungen eingeschlossen. Angenehm zu sehen ist, dass die Rikschas unter diesen Bedingungen das zuverlässigste Verkehrsmittel zu sein scheinen und die Autos, gezwungenermaßen, langsam und behutsam fahren. Die vielen, stellenweise metertiefen, Löcher in den Straßen sind nicht sichtbar. Etwas ekelhaft ist die Vorstellung, dass die Fluten den Inhalt der Abwasserkanäle über Straßen und Grundstücke verteilt. Trotzdem waten die Menschen barfuß durch die schmutzige Brühe.


Die Bangladeshis nehmen es gelassen, auch wenn die meisten meiner Kollegen überflutete Wohnungen hatten: "That is Dhaka!" kommentierte "trocken" einer der wenigen, der Dienstag im Büro war.




(Fußballmatch in Mymensingh.)

Unabhängig von den Ueberflutungen der letzten beiden Tage, ist die Regenzeit freilich ein normales Phänomen, dass in diesem Jahr mit einiger Verspätung einsetzte und bereits sehnsüchtig erwartet wurde. Sie beendet die heiße Trockenzeit, ist der Garant für eine lukrative Ernte und sorgt stundenweise für notwendige und angenehme Abkühlung.

Freitag, 3. Juli 2009

Bashundhara City Complex

(Bashundhara City Complex.)

Mit Naherholung sieht es eher schlecht aus im Moloch Dhaka. Es fehlt an offenem Gelände, Plätzen und ausreichend Parks, in denen man sich erholen könnte und einmal nicht von Autolärm und Smog umgeben ist. Davon in den Zoo von Dhaka zu gehen, wurde mir dringend abgeraten. Der habe mehr den Charakter einer Tierpsychiatrie und sei weniger etwas, um sich zu beruhigen. Aus der Stadt heraus zu kommen, ist ein Akt von mindestens einer Stunde, und wie entspannend auch immer ein Wochenendausflug außerhalb Dhakas war, ist man schon wieder gestresst, wenn man in die Stadt zurückkehrt. Stau, Hitze und Staub tuen ihren Teil dazu. Beliebt als Ausflugsort am Wochenende ist daher der Bashundhara City Complex, ein großes Einkaufs- und Bürozentrum in Downtown-Dhaka. Auch wenn die Geschäfte freitags (Freitag erfüllt in der muslimischen Gesellschaft die Funktion des christlichen Sonntags) geschlossen sind, genießen es die Einwohner Dhaka's mit ihren Familien im gut klimatisierten Gebäude Rolltreppe zu fahren und in den "leeren" Gängen zu flanieren.

(Blick von der obersten Etage in den Innenhof des Bashundhara-Complex.)

Freunde von mir und ich nehmen diese, etwas andere Art der Freitagsgestaltung, war. Am Eingang steht eine lange Schlange an der Sicherheitskontrolle an, um in die Shopping-Mall zu gelangen. Was auch immer die Eigentümer fürchten, scheint nicht von weißen Ausländern auszugehen. Wir kommen ohne Sicherheitscheck hinein und fahren mit der Rolltreppe nach ganz oben. Auf der obersten Etage gibt es ein Mini-Disneyland, Fast-Food-Restaurants und eine Außenterrasse, von der aus man einen Blick auf die Stadt hat. Meines Wissens ist das der höchste Punkt in Dhaka, der öffentlich zugänglich ist: eine gute Gelegenheit für einen Rundum-Blick auf das geliebte Monster.

(180-Grad-Blick auf Dhaka.)

Ebenfalls an einem Freitag (einem dreizehnten) brannten die oberen Etagen des Büroteils des Bashundhara Complex, ab. Die hoffnungslos überforderte, weil schlecht ausgerüstete und trainierte, Feuerwehr konnte den Schaden nur begrenzen. Immerhin sieben Leute (Sicherheitsleute des Complex und Feuerwehrleute) kamen bei dem Brand ums Leben. Als ich den rußenden Turm im Fernsehen sah, weckte das unwillkürliche Assoziationen an einen Tag im September 2001. Die Spuren der Flammen sind noch deutlich zu sehen, der Teil des Complex,' der als Einkaufszentrum benutzt wird, blieb dagegen unbeschädigt.