Montag, 15. Juni 2009

Postkarten aus Nepal

(Bhoudan, eine buddhistische Stupa, ist das Wahrzeichen Kathmandus und liegt am Nordostrand der Stadt.)

Die Eindrücke, die ich in kurzer Zeit in diesem wunderschönen Land sammele, sind zu zahlreich, um sie einzeln beschreiben zu können. Vieles sei daher über Postkarten-Motive erzählt. Im Vergleich zu Bangladesch wirkt alles ein wenig kleiner, übersichtlicher, nicht ganz so hektisch. Es gibt die Zeugnisse einer alten Kultur zu bestaunen (Nepal wurde nie kolonisiert), die scheinbar ungebrochen frotlebt. Zudem ist es angenehm einen Ort kennenzulernen, an dem zwei Weltreligionen (Buddhismus und Hinduismus) harmonisch-symbiotisch miteinander existieren.

(Shiva in zeitgenössicher Darstellung vor dem heiligen Tier, der Kuh. Der wohl mächtigste Gott des Hinduismus zerstört und erbaut.)

(Eine der Hauptgottheiten des Hindu-Universums: der/die mächtige Kali. Er/sie (es gibt verschiedene Darstellungen) wird, mittels Opfer, angerufen, wenn man Beistand bei einer neuen Herausforserung braucht.)


(Blick über Kathmandu.)

Im Vergleich zu Dhaka ist alles ein paar Nummern kleiner: die stilvollen Häuser mit wertvollen Schnitzereien an Türen und Fenstern, die Anzahl der Leute , die Luftverschmutzung (die Sonne ist klar am Himmel zu erkennen). Auch der Verkehr beeindruckt mich weniger, als die Nepalesen, die das Phänomen Stau erst seit etwa vier oder fünf Jahren kennen, wie mir einer meiner Taxifahrer erzählt. Kathmandu ist eine Zwei-Millionen-Metropole, die, umringt von Bergen, im "Kathmandu-Tal" liegt und sich stetig ausbreitet. Das historische Zentrum stellt der "Durban Square", der Platz des Palastes, dar. Bis 2007 war Nepal eine Monachie, unter Druck einer maoistischen Guerillabewegung (Bürgerkrieg 1994-2006) und dem Wunsch der Bevölkerung nach demokratischen Reformen (1990) wurde schrittweise die Macht des Königs beschnitten und im Mai letzten Jahres die Republik ausgerufen.Entsetzliche Dinge sind zwischenzeitlich in der Königsfamilie geschehen. Unter bis heute unklaren Umständen ist 2001 der größte Teil (amtierender König, seine Frau, der Kronprinz und mutmaßliche Mörder) in einem Familiendrama getötet worden. Die Rolle des Überlebenden, des jüngeren Bruders, bei diesem Massaker ist zweifelhaft. Zumindest macht dieses Verbechen die Rückkehr dieses Sproßes zur Macht mehr als unwahrscheinlich. Leider will das demokratische Experiment auch nicht so recht klappen. Während meines Aufenthaltes gab es bisher zwei Streiks, das bedeutet, dass die meisten Geschäfte geschlossen sind und sich nichts auf Rädern bewegen darf. Ohne einigendes Symbol droht ferner die nepalesische Nation an den Unabhängigkeitsansprüchen der über Neunzig Volksgruppen zu zerbrechen.

(Der Palast des ehemaligen Königs von Nepal in Kathmandu.)

(Blick von der Terrasse vor meinem Zimmer in Pokhara.)

Angenehm ist, dass man nicht wie der erste Mensch auf Erden angestarrt wird. Touristen sind schon lange bekannt und faszinieren eher durch ihre Zahlungskraft, denn durch ihre bloße Anwesenheit. Die ersten Hippies kamen vor über dreißig Jahren, aus spirituellen Gründen natürlich. In einigen Shiva-Tempeln wird seit je her Haschisch geraucht, gilt die stellenweise sehr zornige Gottheit doch als hemmungsloser Kiffer. Möglich, dass das einen gewissen Reiz auch auf die langhaarigen Besucher aus dem Westen ausübte. Eine andere Sorte Touristen sind die Extremsportler, die sich an den zahlreichen, im nepalesischen Teil des Himalayas gelegenen, 8000ern versuchen. Nicht nur der Mount Everest zieht schon fast ein Jahrhundert lang Abenteurer an. Auch jede andere erdenkliche Trendsportart ist im Angebot: Trekking, Rafting, Bungee-Jumping, Paragliding. Andere wiederum, die, wie ich, die Ruhe suchen, erfahren in Pokhara, warum Nepal das Bergkönigreich genannt wird. An klaren Tagen (meist im Winter) kann man die schneebedeckten Riesen des Himalaya am Horizont erkennen. Ich nehme mit einem malerischen Sonnenuntergang vorlieb. Das tut der Seele gut!



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